Fahrradklima-Test: Taucha braucht sichere Radwege

In Taucha ist das Radfahren kein reines Vergnügen. Sieben von zehn Radfahrende fühlen sich gefährdet, wenn sie mit dem Rad unterwegs sind. Acht von zehn Befragten sehen sich auf den Fahrbahnen bedrängt und behindert.
Zu diesen Ergebnissen kam die Auswertung des bundesweiten Fahrradklima-Tests 2020 für die Stadt Taucha, an dem sich 160 Bürger*innen beteiligt hatten. Alle zwei Jahre befragt der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) die Bürger*innen, wie sie Radfahren in ihrer Stadt bewerten. Taucha landet in diesem Test auf einem Mittelplatz (547 von 1024). In Schulnoten ausgedrückt, bekäme die Stadt eine 3,96. Auch das ist Bundesdurchschnitt.
Aussagen aus dem Fahrradklima-Test Taucha

Nach dem Bekanntwerden der Ergebnisse im März haben sich auf Initiative von Rosalie Kreuijer vom ADFC Leipzig einige engagierte Radfreunde aus Taucha getroffen, um genauer herauszufinden, wo es sich in Taucha gut oder schlecht Rad fährt. Mit dabei waren unter anderen einige Mitglieder der Klima-Initiative und auch zwei Grünen-Stadträte.

Dass es hier kaum zu Unfällen kommt, liegt wohl daran, dass Radfahrende die Situation umgehen, indem sie nicht die B87 sondern die Fußwege nutzen.
Auch wenn man mit dem Rad vom Bahnhof oder aus Richtung Kaufhalle kommt und sich auf der Portitzer Straße Richtung Leipziger Straße einordnen will, wird es gefährlich, weil die Autofahrer*innen, die mit 50 km/h aus dem Tunnel kommen, nicht auf Radverkehr vorbereitet sind.
Geduld braucht man, wenn man von der Graßdorfer Straße kommend die B87 überqueren will.
Geduld braucht man, wenn man von der Graßdorfer Straße kommend die B87 überqueren will. Selbst bei durch Corona reduzierten Verkehr mussten wir lange warten. Da dort auch viele Schüler*innen morgens den Weg nehmen, empfinden wir die Stelle als sehr gefährlich.
Selbst am Markt ist Autoverkehr bestimmend
Ein Problem, das wohl auch die kennen, die das Rad nur zu kurzen Strecken nutzen, ist der Verkehr der Innenstadt. Die Straßen um den Markt sind so schmal, dass Autos dort Fahrräder nicht überholen können, wenn sie den vorgeschriebenen Mindestabstand einhalten. Da es an einigen Stellen auch noch bergauf geht, verzichten viele Radfahrende auf ihr Recht und verlassen die Fahrbahn, um den fließenden Verkehr nicht zu behindern. Der Ausweg ist dann wieder der Fußweg.
André Pahl, der selbst täglich mit dem Rad unterwegs ist, sagt dazu: „Das Stadtzentrum hat nicht genügend Platz für Auto und Rad. Den Autoverkehr aus dem Zentrum herauszunehmen ist schwierig, da Parthe und B87 einschränkend wirken. Sehr viele der Einwohner pendeln täglich nach Leipzig und müssen damit durch das Zentrum fahren. Hier sollte grundsätzlich eine Lösung erarbeitet werden, um den täglichen Stau im Zentrum zu vermeiden. Es müssen mehr Alternativen zum Auto entwickelt werden. Taucha hat kein einziges Auto-Sharing! Der regelmäßige ÖPNV ist praktisch an der Endhaltestelle zu Ende.“
Aussagen zum Fahrradklima-Test Taucha

Einie Radwege, aber kein Netz
Um zu sehen, wo Radfahren in Taucha vergnüglich ist, haben wir uns auch Radwege angesehen, die gern befahren werden. Als gutes Beispiel bewerten wir den „An der Parthe“ zum Bad und zur Grundschule am Park.
Viele Befragte aus Taucha wünschten sich in dem ADFC-Test sichere Abstellmöglichkeiten für ihre Räder. Abstellmöglichkeiten gibt es zwar inzwischen an vielen Stellen, zum Beispiel am Markt, am Bahnhof, am Bad und an der Straßenbahn-Endhaltestelle.
Das Problem ist wohl eher die Gefahr, dass die Räder gestohlen oder ramponiert werden. Schwer zu begreifen ist in diesem Zusammenhang, dass vom Jugendparlament gesponserte sichere Radcontainer gleich nach dem Aufstellen an der Endhaltestelle an der Bürgerruhe mutwillig zerstört wurden.
Unser Fazit der Radtour
Die Teilnehmer an dieser Tour waren sich einig, dass wir im Sommer den Bürgermeister und Verantwortliche für Radverkehr in der Stadtverwaltung einladen wollen, um noch einmal gemeinsam durch die Stadt zu fahren und uns die Lage vor Ort anzusehen. Außerdem wollen wir uns in die für den Herbst angekündigte öffentliche Diskussion zum Radwegekonzept der Stadt einbringen.
Rosalie Kreuijer vom ADFC sagte: "Menschen sind bereit, vom Auto aufs Rad umzusteigen, wenn sie sichere, zügige und bequeme Radverkehrsanlagen vorfinden. Die Querungssituationen sind in Taucha leider an manchen Stellen sehr brenzlig, sodass man sein Kind oder seinen Großvater nicht mit ruhigem Gewissen Radfahren lassen kann. Auch sollten die Einbahnstraßen für Radverkehr freigegeben werden, damit man keine Umwege machen oder illegal auf den Fußweg ausweichen muss. Wir freuen uns auf interessante Gespräche mit Bürger*innen und Stadtverwaltung über das Thema Radförderung."
Steffi Jentho regte an, dass einige Brennpunkte bzw. Gefahrenstellen schnell entschärft werden sollten. So könnte mittels geteilter Fußwegbenutzung, zum Beispiel an der Leipziger Straße zwischen Kino und Ampelkreuzung oder durch Aufbringen von Schutzstreifen für Radverkehr zumindest fürs Erste für mehr Sicherheit gesorgt werden.
Hier kommen Sie zu allen Ergebnissen des Fahrradklima-Tests. Auf der Deutschlandkarte kann man Taucha anklicken und erhält alle Ergebnisse: